12. ORIGINAL JOSEFSTÄDTER NEUJAHRSKONZERT ~ DAS “ANDERE” NEUJAHRSKONZERT ~ | |
DONNERSTAG, 5. Jänner 2017 / Raiffeisen-Kompetenzzentrum Korneuburg FREITAG, 6. Jänner 2017 / BEZIRKSMUSEUM JOSEFSTADT SONNTAG, 8. Jänner 2017 / Pfarrhof Gaweinstal - Floriani-Saal |
AUSFÜHRENDE | PROGRAMM | |
TEXTE zum Programm (von Dr. Harald Schlosser) |
das Konzertprogramm des Jahres 2017 steht unter dem Motto
"Vom Freihaustheater zum Carl-Theater" …
Wir wollen mit diesem Programm an zwei untergegangene Spielstätten des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts erinnern, und auch wenn die Josefstadt und ihr Theater nicht im Mittelpunkt dieses Konzertprogrammes stehen, so werden uns immer wieder Querverbindungen zur Josefstadt begegnen.
zu W.A. Mozart (1756 - 1791) - FREIHAUS - SCHIKANEDER
Mozarts Oper "COSI FAN TUTTE" ossia La scuola degli amanti" ("So machen's alle" oder "Die Schule der Liebenden") nach einem Libretto des Hofdichters Lorenzo da Ponte mit deren Ouverture die Sorgenbrecher das Konzert eröffnet haben - das soll unser 1. Anknüpfungspunkt sein.zu Franz Anton Hoffmeister (1754 - 1812)
Mit FRANZ ANTON HOFFMEISTER verbindet man heute zumeist Flötenduette für den Musikunterricht oder das von Bratschisten gefürchtete Violakonzert, weil es bei jedem Probespiel als Pflichtstück gefordert wird.
Hoffmeister hat aber auch eine höchst interessante Biografie und hinterließ uns ein umfassendes musikalisches Vermächtnis.
Geboren 1754 in Rottenburg am Neckar studierte er in Wien Jura und Tondichtung. Er gründete in Wien eine Musikalienhandlung und wirkte gleichzeitig als Kirchenkapellmeister. 1798 unternahm er eine große Kunstreise und gründete im Jahre 1800 in Leipzig das "buro de musique", den späteren PETERS-Verlag.
Hoffmeister verlegte Klavier- und Orgelwerke von Bach, Quintette und Quartette von Mozart und Haydn, Werke u.a. von Albrechtsberger, Dittersdorf, Beethoven, mit dem er in den Jahren 1800-1803 eine interessante Korrespondenz führte.
Er komponierte 9 Opern, unzählige Werke für Flöte, Sinfonien und Serenaden, Klavierwerke, Lieder und Kammermusik, darunter 42 Streichquartette. Einige davon probierte Mozart am 31. August 1780 im häuslichen Kreis und kommentierte diese Werke wie folgt: "… hernach Tarock g'spült - schens Wetter"
Hoffmeister half Mozart manchmal auch mit Geld aus und brachte in monatlichen Heften Klaviermusik von ihm heraus, u.a. das Rondo KV 511. Der dänische Diplomat und spätere Ehemann von Mozarts Witwe Konstanze, Georg Nikolaus Nissen berichtet in seiner Mozartbiografie, dass Hoffmeister zu Mozart sagte: "Schreib populärer, sonst kann i nix mehr für dich drucken und dir was zahl'n!" Aber Mozart sollte nur geantwortet haben: "Nun so verdien' i nix mehr und hungere - und scher' mich doch den Teufel drum!"
Seine am 27.Juni 1795 im Freihaustheater uraufgeführte heroisch - komische Oper "TELEMACH, EIN KÖNIGSSOHN AUS ITHAKA", natürlich nach einem Libretto von Schikaneder, war ein weiterer Versuch Schikaneders, Anschluss an den wirtschaftichen Erfolg der Zauberflöte zu finden.
Trotz allen wirtschaftlichen Abenteuern hatte Schikaneder es immerhin geschafft, 1801 auch das in unmittelbarer Nachbarschaft am anderen Ufer des Wienflusses neu erbaute Theater an der Wien zu eröffnen. Aber - das ist eine ganz andere Geschichte!
Die Sorgenbrecher gemeinsam mit Kammersänger HELMUT WILDHABER. bringen ihnen jetzt eine kleine Auswahl von Szenen und Arien aus Hoffmeisters "TELEMACH".
zu Joseph Lanner (1801 - 1843)
"Walzer - aber nicht dem Tanze, sondern den Verehrern des unsterblichen Mozart gewidmet"
schrieb JOSEPH LANNER auf die Partitur seines 1842 unter dem Eindruck der Wiener Gedenkfeierlichkeiten anlässlich Mozarts 50. Todestages entstandenen Walzers mit dem Titel "DIE MOZARTISTEN".
Wir stehen bei diesem Werk vor der wohl einzigen Komposition Lanners, bei der keine einzige Note von Lanner selbst komponiert wurde, da er das musikalische Material dieser Walzerfolge ausschließlich aus den Opern "Don Giovanni" und "Die Zauberflöte" übernommen hat.
Die Sorgenbrecher befürchten, dass sie nach dieser "Zauberflöten-Ouverture im Dreivierteltakt" niemals wieder imstande sein werden, das Original richtig zu spielen.
zu CARL-THEATER
Der Dichter und der Theaterdirektor Emanuel Schikaneder ist uns im ersten Teil dieses Konzert-Programmes schon mehrfach begegnet. Einer seiner Nachfolger als Direktor des Theaters an der Wien war der Schauspieler KARL ANDREAS VON BERNBRUNN, der sich für seine Karriere beim Theater den Künstlernamen "CARL CARL" gewählt hatte.
In der damals noch "Jägerzeile" benannten Praterstrasse befand sich das bereits 1781 eröffnete "THEATER IN DER LEOPOLDSTADT". Es war die erste und älteste der Wiener Vorstadt-Bühnen und somit auch älter als das erst 1788 gegründete Theater in der Josefstadt, welches sich wiederum rühmen darf, bis zum heutigen Tag das älteste bestehende und durchgehend bespielte Wiener Theater zu sein.
Der Spielplan des Theaters in der Leopoldstadt bestand vor allem aus Lokal- und Zauberpossen, Parodien und Singspielen des Alt-Wiener Volkstheaters.
Der junge Schauspieler FERDINAND RAIMUND hatte 1814 am Theater in der Josefstadt als "Franz Moor" in Schillers Drama "Die Räuber" debutiert und wechselte 1821 in die leopoldstadt wo er schon bald nicht nur Erfolge als Schauspieler sondern auch als Autor und Regisseur feierte. Ab dem Jahr 1828 leitete F. Raimund das Haus als Direktor.
Sein romantisches Zaubermärchen "Der Bauer als Millionär" wurde 1826 in diesem Theater uraufgeführt. Wir präsentieren Ihnen nun einige Szenen daraus mit der Original-Bühnenmusik des JOSEPH DRECHSLER, der ebenfalls gemeinsam mit Raimund als Komponist und Kapellmeister von der Josefstadt in die Leopoldstadt sozusagen "übergelaufen"war.
Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde1838 das Theater in der Leopoldstadt an Carl Carl verkauft. Parallel zu seinem Theater an der Wien leitete es der Herr Carl bis 1845 selber.
Im Jahr 1847 wurde das alte Theater-Gebäude teilweise abgerissen und nach den Plänen der Architekten AUGUST v. SICCARDSBURG und EDUARD VAN DER NÜLL - den beiden späteren Erbauern der Wiener Staatsoper - wieder aufgebaut.
Eröffnet wurde dieses Theater nun unter seinem neuen Namen: "CARL-THEATER"
Hier erlebten viele Stücke von den großen Altmeistern des Wiener Volkstheaters wie Nestroy Uraufführungen.
In den Jahren von 1854-1860 war Nestroy Direktor dieses Theaters.
Auch in den Folgejahren schrieben bekannte Wiener Bühnendichter Stücke für dieses Carl-Theater und führten seinen Ruf als eines der beliebtesten Häuser des Wiener Volksstückes und der Operette weit fort.
So kam auch die Operette "WIENER BLUT", nach Motiven von Johann Strauss (Sohn) von Adolf Müller junior arrangiert, hier im Carl-Theater 1899 zur Uraufführung.
Nach einem häufigen Wechsel der Direktoren geriet das Haus wieder in finanzielle Schwierigkeiten und im Jahre 1929 wurde es dann endgültig geschlossen.
Bei einem Bombenangriff 1944 wurde der Zuschauerraum des Hauses völlig zerstört, die künstlerisch wertvolle Fassade wirkte allerdings selbst nach dem Krieg noch erstaunlich intakt. 1951 wurde sie ebenso wie das im Krieg unbeschädigte gebliebene Nachbargebäude abgerissen und nicht mehr aufgebaut. Heute steht an dieser Stelle das GALAXY - Hochhaus. Bis vor wenigen Jahren erinnerte wenigstens noch eine Gedenktafel in der Praterstraße an dieses traditionsreiche Theater - heute ist sogar die Gedenktafel verschwunden.
Die Sorgenbrecher, verehrte Damen und Herren, beenden unseren Erinnerungsrückgang zu den 2 versunkenen Theatern - wie könnte es anders sein - mit Johann Strauß (Vater). "SORGENBRECHER" lautet der Titel seines Walzers op 230 aus dem Sorgenjahr 1848, in welchem in der Leopoldstadt auch ein anderer Konzertschauplatz untergegangen ist - das von den kaiserlichen Truppen als Revanche für die Märzrevolution in Brand gesteckte ODEON.
Aber - auch das ist eine andere Geschichte.